Installation / Wettbewerbsbeitrag
„Die „Passage
des Erinnerns“ ist eine Passage, die durchschritten wird als Weg entlang von Ereignissen des Gedenkens. Sie erschließt sich
dem Menschen nicht durch passive Betrachtung, sondern fordert seine aktive Auseinandersetzung.
Zwei Wände.
Zwei Wände, eine aus dunklem Stein, die andere aus opakem Glas, bilden, zueinander geneigt, eine Passage, deren räumliche
Wirkung als körperlich-sinnlicher Eindruck des Mahnmals erfahrbar ist. (...)
Schrift und Ton (...) Beim Durchgehen der
Passage werden - mittels Sensoren - Tonbandtexte aktiviert, die aus den vertikalen Ton-Fugen in der Steinwand hörbar werden.
Die Texte sind sehr leise, so daß das Ohr nahe an die Fugen gebracht werden muß. (...) Inhalt der Texte: Gesänge, Texte, Musik
jüdischer Geschichte, Ton- und Geräuschcollagen ... Im breiten, geöffneten Teil der Passage wird mittels eines im Stein integrierten
Lasers Text auf die opake Glaswand projiziert. Die rote Schrift ist auf der Innenseite zu lesen, zeigt jedoch auf der Außenseite
ein bewegtes spiegelverkehrtes Textbild. Durch die Projektionsart und die Größe der Projektionsfläche entstehen im Passageninneren
leichte Verzerrungen anamorphischen Charakters, die den Texten eine dramaturgische Gestaltungsbedeutung verleihen. Alle geschriebenen
Texte werden auch in Blindenschrift zu lesen sein.
Aktion und Reaktion.
Schrift und
Ton transportieren keine statische, sondern eine bewegte, fließende Botschaft, die sich für den einzelnen Menschen immer wieder
neu aufbaut. Das Mahnmal reagiert aktiv auf den Menschen, wird erst von ihm durch Bewegung zum Sprechen - im wörtlichen Sinn
- gebracht. (...) Beim Umgehen des Mahnmals sind zwei Zitate zu lesen: Auf der Außenseite der Steinwand die Frage: „Warum
soviel Widerstand gegen das Erinnern?“ (Luce Irigaray), auf der Außenseite der Glaswand ein Satz von Franz Kafka: „das einzig
reale ist der schmerz“.“ (Auszug aus dem Text von VALIE EXPORT, in: Katalog zum Wettbewerb)